Was bewegt die steuerberatenden Berufe in Rheinland-Pfalz, Deutschland und Europa? Wie können internationale Grenzen überwunden und digitale Herausforderungen gemeistert werden? Was hält die Zukunft für die Berufsträger bereit? Über richtungsweisende Themen wie diese diskutierten die Gäste auf dem jährlichen Kammertag der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz (SBK) im Congressforum in Frankenthal. SBK-Präsident Edgar Wilk betonte, dass die Zukunft der steuerberatenden Berufe vor allem von der fortschreitenden Digitalisierung und einer zunehmenden Globalisierung gestaltet wird. Doch gerade hier sieht er auch die Gefahr einer Überregulierung: „In Zeiten der Diskussion um die Panama Papers beispielsweise sieht Europa eine Anzeigepflicht für grenzüberschreitende Steuergestaltungsmodelle als Lösung vor“, sagte der Kammerpräsident. „Aus unserer Sicht geht diese jedoch nicht mit dem deutschen Steuerrechtssystem konform. Bei der zusätzlich vom deutschen Gesetzgeber geplanten Anzeigepflicht habe ich gar verfassungsrechtliche Bedenken. Wegen weniger schwarzer Schafe bürdet man damit der Masse der Unbeteiligten zusätzliche bürokratische Pflichten auf.“ Wilk plädiert vielmehr für internationalen Informationsaustausch und zeitnahe Betriebsprüfungen als wesentlich wirksamere Instrumente, um illegaler Steuergestaltung vorzubauen.
Als Gastrednerin sprach die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen über die aktuelle Steuerpolitik und die heutigen Herausforderungen an die Finanzverwaltung: „Steuerpolitisch ist es unsere vordringliche Aufgabe, aktuelle Entwicklungen im Blick zu behalten und inhaltlich unter dem Gesichtspunkt zu bewerten, ob gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht. Das Themenspektrum ist vielfältig und reicht von der zunehmenden Digitalisierung der Wirtschaft bis hin zu der Frage einer Anzeigepflicht von Steuergestaltungsmodellen“, sagte sie. „Der steuerberatende Berufsstand ist sehr oft – aus einem anderen Blickwinkel heraus – mit den gleichen Fragestellungen betraut wie die Finanzverwaltung.“ Dementsprechend seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf beiden Seiten gefordert, sich flexibel und veränderungsbereit zu zeigen und sich auch den Neuerungen im Steuerrecht zu stellen. „Der steuerberatende Berufsstand genießt zu Recht einen hervorragenden Ruf, denn er meistert die wichtige Aufgabe, das umfangreiche Paket an gesetzlichen Neuerungen im Steuerrecht in der Praxis umzusetzen“, betonte Ahnen. Darüber hinaus hob sie das ehrenamtliche Engagement der Steuerberaterkammer hervor, das vom Ausbildungswesen über die Existenzgründungsberatung bis hin zur Besetzung von Prüfungsausschüssen weit gefächert sei.
Im Anschluss sprach Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz-Josef Radermacher, Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung der Universität Ulm sowie Präsident des Senats der Wirtschaft und Mitglied des Club of Rome, passend zum Schwerpunktthema des Kammertags über „Globalisierung, Digitalisierung, Nachhaltigkeit – Navigieren in schwierigem Gelände“. Er betonte, die Welt sei mit mehreren großen Transformationen konfrontiert. „Einerseits geht die Welt in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung, andererseits in Richtung fortschreitender Digitalisierung. Zugleich verschärfen sich die Ressourcenkonflikte.“ Es sei seiner Einschätzung nach alles andere als klar, ob unter diesen Voraussetzungen der derzeit erreichte Wohlstand der Gesellschaft gehalten werden kann.“
Folgend finden Sie einige Unterlagen im Kontext zu der Festrede von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz-Josef Radermacher