Unsere Ordentliche Kammerversammlung und der daran anschließende Kammertag, zu dem wir Herrn Günther H. Oettinger als Referent begrüßen durften, hat am Mittwoch, den 21. Juni 2017 ab 14:00 Uhr, im Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern, stattgefunden.
Die fortschreitende Digitalisierung, die Überwindung bürokratischer Grenzen und eine zukunftsgerichtete Arbeitsweise – über diese und andere Themen wurde auf dem jährlichen Kammertag der Steuerberaterkammer Rheinland-Pfalz (SBK) diskutiert. SBK-Präsident Edgar Wilk sprach bei der Veranstaltung im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern unter anderem davon, dass die wirtschaftliche Zukunft von Deutschland auch in Brüssel, dem Sitz der Europäischen Union, entschieden werde. „Europa muss durch die handelnden Personen weiter zusammengeführt werden“, sagte der Kammerpräsident. „Wir sind nur so lange stark, wie wir zusammenhalten.“ Das gelte auch für die Steuerberater und die Freien Berufe – diese müssten sich gemeinsam in Europa dafür einsetzen, dass die Qualitätsstandards der freien Berufe nicht durch Brüsseler Liberalisierungsbestrebungen auf der Strecke blieben.
Als Gastredner beim Kammertag sprach EU-Kommissar Günther Oettinger unter anderem über die Wertegemeinschaft der Europäischen Union (EU) und das viele Menschen diese mittlerweile als selbstverständlich ansehen. „Durch die Automatisierung, Globalisierung und Digitalisierung hat sich aber eine Bewegung gegen diese Werteordnung entwickelt“, so Oettinger. „Es sind Parteien entstanden, die gegen die EU und gegen deren Gemeinschaft agieren.“ Die Menschen in Europa müssten für ihre Werteordnung kämpfen und zwar mehr, als bisher. „Auch mit Blick auf die Zukunft sollten sich die Nationen der EU und die Menschen in den einzelnen Ländern bewusst vor Augen führen, dass sich das Kräfteverhältnis in der Welt bis 2050 zu unserem Nachteil verändern kann, wenn wir nicht anfangen zusammenzuarbeiten“, so der EU-Kommissar. Deutschland allein mache nur etwa ein Prozent der Weltbevölkerung aus. Europa hingegen etwa sieben Prozent. „Nur gemeinsam können wir jetzt die Weichen stellen, um unsere Kräfte zu bündeln, damit wir in Zukunft etwas bewegen können.“ Es reiche nicht, nur bis zur Landesgrenze zu denken. „Wir müssen global agieren, damit Europa nicht irgendwann nur der Wurmfortsatz von Asien ist“, beschreibt Oettinger die Zukunftsaussichten der EU. Um im globalen Wettrennen mithalten zu können, müsse die EU sich auch auf dem Gebiet der Digitalisierung weiterentwickeln, denn: „Die digitale Revolution ist eine schnelle Revolution“, erklärt der EU-Kommissar.
„Führend hierbei sind Tokio, Tel Aviv oder das Silicon Valley. Deutschland liegt nur im Mittelfeld. Und in Rheinland-Pfalz gibt es quasi mehr Funklöcher als Schlaglöcher. Da sollten wir wissen, wo wir den Fokus setzen müssen. Schlaglöcher halten die Stoßdämpfer am Auto schon aus, Funklöcher aber schaden der digitalen Revolution auf Dauer. Wir müssen uns in Europa mehr dafür einsetzen, uns auf dem Digitalisierungssektor besser aufzustellen“, so der EU-Kommissar. „Mehr Europa ist gefragt.“